In absehbarer Nahe der Kirche Santa Maria dei Carmini zieht sich am Ufer ein barockes Gebäude entlang, welches zu den umfangreichsten Bauwerken Venedigs zählt. Es geht auf ein Projekt von Antonio Gaspari zurück, einem Schüler und Mitarbeiter von Baldassare Longhena, der vor allem auf Grund seiner konservativ erhaltenden Eingriffe und seiner Innenarchitektur bekannt geworden ist. Das Gebäude ist Ende des 17.Jhds, gegen1690, im Auftrag der Familie Zenobio entstanden, reiche Patrizier griechischer Herkunft, die sich ursprünglich in der Gegend von Verona niedergelassen hatten. Ihre Mitglieder erhielten den Titel venezianischer Patrizier vom Senat der Serenissima erst im Jahre 1647.
Der so genannte Palazzo Zenobio wird zu den hervorragensten Beispielen des venezianischen Spätbarocks gerechnet, sowohl auf der architektonischen Ebene als auch wegen seines Innendekors. Wenn man ihn mit anderen Bauwerken derselben Epoche vergleicht, so ist seine U –Form, die den großen Hof in Richtung Park öffnet, für die venezianische Architektur eher untypisch. Im gleichen Moment zeigen die Details der strengen Vorderansicht Ähnlichkeiten mit anderen Gebäuden in Venedig auf, vor allem mit dem Palazzo Barbara-Curtis. Das große Familienwappen, welches ursprünglich auf demTympanon der zentralen Loggia zu sehen war, stellte ein Schlüsselement der Fassade dar. Obwohl es anschließend entfernt wurde, kann es doch noch heute im Inneren des Gartens bewundert werden. Hinter den ersten beiden kleineren Räumen links und rechts vom Spiegelsaal befinden sich zwei kleinere Höfe. Der Salon geht direkt auf die Hauptfassade und erstreckt sich über zwei Stockwerke. Ein kleiner Stiegenaufgang auf der linken Seite, welcher Licht vom kleinen Hof aus erhält, ermöglicht den Zugang zur Herrenetage.
Gaspari hat die Hälfte des ursprünglichen Portegos im Palazzo Morosini erhalten und hat eine serliana hinzugefügt, um ihn formal vom Ballsaal zu trennen. Auf ähnliche Art und Weise wurde im Palazzo Barbaro Curtis eine Galerie oberhalb der serlinaa hinzugefügt. Die Hauptattraktion des Bauwerks ist ein prunkvoller Ballsaal, der durch seine großartigen Stuckarbeiten und farbreichen Fresken des franzosischen Künstlers Louis Dorigny besticht, welchem eine Deckenarbeit im Trompe-l’oeil Stil zu verdanken ist.
Vielgestaltige und magische Themen der Malerei, die sich in der Mythologie ansiedeln, unbekleidete, mit Girlanden verzierte Statuen, reiche orientalische Tapeten und Blumenmotive unterstreichen die barocke Fülle. Riesige Spiegel vertiefen die Größe des Raumes und machen die Atmosphäre noch bezaubernder. Man erzahlt sich, dass Gian Battista Tiepolo, noch zwanzigjährig, als Lehrling bei Dorigny gearbeitet hat. In den Dreißiger Jahren des 18.Jhds hat die Familie Zenobio dem inzwischen schon reifen Tiepolo ein weiteres Bild in Auftrag gegeben, ein Bild fuhr die Decke in einem Saal der Herrenetage mit Blick auf den Garten.
Im Jahre 1850 wurde der Palazzo an den Orden der Mechtaristen verkauft, der im darauf folgenden Jahr das Raphaelianische Kollegium von Ca’Pesaro übersiedeln ließ, wo er 1836 gegründet worden war, dank einer großzügigen Hinterlassenschaft eines armenischen Händlers aus Madras.
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